Die Behandlung einer Wundinfektion beim Diabetischen Fußsyndrom (DFS) bedarf besonderer Sorgfalt. Lesen Sie hier mehr über das gezielte Vorgehen und die einzelnen Schritte der Therapie.
Achtung: Bei schweren Infektionen ist eine stationäre Aufnahme indiziert, die ausreichend Flüssigkeitszufuhr, Stoffwechselkontrolle, vollständige Druckentlastung, parenterale Antibiotika-Therapie und ggf. weitere chirurgische Maßnahmen zur Entfernung des infizierten Gewebes und zum Exsudatabfluss gewährleistet.1
Vor der Versorgung der Wunde: Wundabstrich, antiseptische und ggf. antibiotische Therapie2
Gemäß Leitlinienempfehlung wird zur Identifikation der Krankheitserreger ein Wundabstrich ohne vorherige Wunddesinfektion aus der Tiefe der Wunde und ggf. aus dem Wundrand entnommen. Die Diagnose erfolgt durch ein mikrobiologisches Labor und sollte bei der Wahl der antimikrobiellen Maßnahme berücksichtigt werden.3 Eine topische Wundbehandlung mit Antibiotika ist u.a. wegen der Gefahr einer Resistenzbildung nicht mehr zeitgemäß und wird nach aktuellem Expertenkonsens strikt abgelehnt.4 Wegen der zunehmenden Resistenzbildung und Verfügbarkeit verbesserter antiseptischer Wirkstoffe erleben Antiseptika gegenüber Antibiotika bei der Behandlung von Wundinfektionen gerade eine Renaissance.4 Moderne Antiseptika haben eine heilungsfördernde Wirkung und sind zur lokalen Behandlung infizierter chronischer Wunden, wie beim DFS, mittlerweile unverzichtbar. Polihexanid (PHMB) gilt wegen seiner Wirksamkeit (auch bei multiresistenten Erregern) und Verträglichkeit dabei zur Zeit als Mittel erster Wahl.4 Die Notwendigkeit einer oralen Antibiotika-Gabe muss auf Basis von systemischen Infektionszeichen bei jedem Patienten individuell abgewogen werden.4 Im Fall einer systemischen Antibiotikatherapie sollte das erwartete oder bestenfalls diagnostizierte Erregerspektrum berücksichtigt werden. Bei leichten Infektionen wird eine Dauer der antibiotischen Therapie von ein bis zwei Wochen empfohlen, bei mittelschweren Infektionen von zwei bis vier Wochen.3
Schritt 1: Debridement1,2
Ein sauberes Wundbett ist die Voraussetzung für die Wirksamkeit moderner Wundauflagen. Eine schonende und für den Patienten schmerzarme Wundvorbereitung, bei der Beläge im Wundbett und an den Wundrändern entfernt werden, ist der erste Schritt eines effektiven Wundmanagements und die Grundlage für einen erfolgreichen Heilungsprozess.1
Vor Durchfu?hrung des Debridements sollte eine ausreichende arterielle Perfusion sowie Analgesie sichergestellt sein. Oft reichen lokal topisch aufgebrachte Schmerzmittel. Mit den Debrisoft® Produkten Debrisoft® Pad und Debrisoft® Lolly kann das Debridement schnell, einfach und schmerzarm durchgeführt werden. So ist bei DFS-Patienten eine Narkose in der Regel selten nötig.1
Debrisoft® Lolly Debrisoft® Pad
Debrisoft® Pad reinigt nur effektiv, wenn es vorher angefeuchtet wurde. Alle gängigen Wundspüllösungen können mit Debrisoft® kombiniert werden. Folgen Sie bei der Auswahl lokalen Richtlinien.
Schritt 2: Wundversorgung2
Je nach Wundsituation ist die entsprechende Wundauflage zu wählen. Individuell zu berücksichtigen sind dabei die Exsudatmenge, Infektionszeichen und die mikrobielle Situation sowie Kosteneffektivitätskriterien.1
Das L&R Produktsortiment an Wundauflagen der Marken Suprasorb®, Vliwasorb® und Lomatuell® beinhaltet Wundfüller und Wundabdeckungen für eine moderne Wundversorgung. Für die besonderen Herausforderungen bei der Versorgung infektgefährdeter oder infizierter Wunden stehen zudem Verbandmaterialien mit antimikrobiellen Eigenschaften wie die Produkte Suprasorb® P + PHMB, Suprasorb® X + PHMB und Suprasorb® A + Ag bereit. Hier erfahren Sie mehr zum feinporigen PU-Schaum mit Kapillarwirkung am Wundgrund. Das im Schaum eingelagerte PHMB wirkt sowohl im Verband als auch in der Wunde.
Schritt 3: Druckentlastung2
Damit die Wunde abheilen kann, muss auf Debridement und Wundversorgung die Druckentlastung folgen. „Unser Anspruch ist, dass die Entlastung 24 Stunden am Fuß ist, und zwar bis zur Abheilung von Wunden“, sagt Dr. Dirk Hochlenert, Leiter des Zentrums für Diabetologie, Endoskopie und Wundheilung Köln im Gespräch über ein „geschütztes Gehen“ durch speziell angelegte Polster. Darüber hinaus wird in der Fachliteratur eine Druckentlastung durch Gipstechnik (total-contact-cast), Orthesen, therapeutisches Schuhwerk, die Benutzung von Gehstützen und ggf. durch Gebrauch eines Rollstuhls oder sogar strikte Bettruhe empfohlen.
Referenzen
1: DDG Praxisempfehlung Diabetisches Fußsyndrom: https://www.deutsche-diabetes-gesellschaft.de/fileadmin/Redakteur/Leitlinien/Praxisempfehlungen/2017/dus_2017_S2_Praxisempfehlungen_3973452_Morbach_Diabetisches_Fußsyndrom__10__Online-PDF.PDF
2: Leitlinie Wundbehandlung. https://www.awmf.org/uploads/tx_szleitlinien/006-129l_S1_Wunden_Wundbehandlung_2016-06-verlaengert.pdf
3: Diabetisches Fußsyndrom, Infekt-Liga e.V., http://www.infektliga.de/empfehlungen/haut-weichgewebeinfektionen/diabetisches-fusssyndrom/
4: Kramer A. et al. Aktualisierung des Expertenkonsensus Wundantiseptik 2018. WUNDmanagement 2018; 12.