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W.A.R. Score: Endlich einheitlich!

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Der W.A.R. Score bietet eine Anleitung zur Definition des Infektionsrisikos von Wunden und der Notwendigkeit einer antimikrobiellen Behandlung. Ein nützliches Tool, um im Wundalltag einheitlich und angemessen zu entscheiden!

Nicht immer ist klar, ob bei einer bestimmten Wunde antimikrobielle Wundauflagen angewandt werden sollten, oder nicht.

Während diese oft nahezu nebenwirkungsfrei am Patienten verwendet werden können, werden jedoch zunehmend Resistenzen durch ihren übermäßigen Einsatz beobachtet. [1]

Dies birgt analog zu Antibiotikaresistenzen ein großes Risiko für die Wundbehandlung der Zukunft und stellt nebenbei noch einen vermeidbaren ökonomischen Aufwand dar.

 

So viel wie nötig, so wenig wie möglich

Dabei müssen nicht bei jeder Wunde antimikrobielle Produkte eingesetzt werden.

Doch die Einschätzung, ob eine infektgefährdete Wunde antimikrobiell behandelt werden sollte, ist von Wunde zu Wunde unterschiedlich und dabei nicht immer eindeutig.

Der W.A.R. oder auch „wound-at-risk“ Score gibt Wundmanager*innen einen diskreten Leitfaden an die Hand, um mit Blick auf das individuelle Patientenverhältnis zu entscheiden.

 

Ein Punktesystem gibt Aufschluss

Stellt sich ein neuer Patient vor, muss schnell und präzise entschieden werden wie die Wunde eindeutig zu behandeln ist.

Nach dem W.A.R. Score werden deshalb mit Blick auf den Hintergrund des Patienten Risikopunkte aus drei verschiedenen Kategorien vergeben, welche anschließend aufaddiert werden:
 

1 Risikopunkt

  • Vorbelastungen wie immunsuppressive Erkrankungen oder hämatologische Systemerkrankungen
  • sehr hohes oder sehr geringes Lebensalter
  • Wundgröße über 10 cm2
  • problematische hygienische Bedingung während der Wundheilung


2 Risikopunkte

  • stark verschmutzte Wunden
  • Biss-, Stich- oder Schusswunden zwischen 1,5 und 3,5 cm Tiefe
  • schweren Immundefekte (z.B. durch HIV-Infektion)
     

3 Risikopunkte

  • Biss-, Stich- oder Schusswunden mit mehr als 3,5 cm Tiefe
  • Wunden mit direkter Verbindung zu Organen
  • großflächigen Verbrennungen

 

Erhält die Wunde nach der Risikobetrachtung insgesamt 3 oder mehr Risikopunkte, ist die Verwendung von antimikrobiellen Produkten angemessen.

 

Anwendungsstudie/Multizentrische Studie bestätigt Praktikabilität [2,3]

Eine nach der Einführung des W.A.R. Scores durchgeführte Studie an 970 Patientinnen und Patienten aus 10 verschiedenen dermatologischen Wundkliniken in Deutschland zog im Jahr 2014 eine positive Bilanz.

So wurden ein Viertel der begutachteten Wunden als infektgefährdete Wunde eingestuft und eine generalisierte Diagnose unabhängig des Behandlungsstandortes ermöglicht.
 

W.A.R. Score im Klinikalltag

Um den W.A.R Score im Arbeitsalltag einzusetzen können die Risikopunkte einfach und schnell anhand der von Lohmann und Rauscher zur Verfügung gestellten Checkliste „Infektgefährdete Wunde“ ermittelt werden.

 


Quellen

[1] Arzbach, V. (26.06.2018) Resistenzgefahr bei Chlorhexidin und Co.

Abgerufen von: https://www.pharmazeutische-zeitung.de/ausgabe-262018/resistenzgefahr-bei-chlorhexidin-und-co/ [Abgerufen am: 23.02.2021, 19:42 Uhr]

[2] Journal Wound Care 23: 5-12, 2014

[3] Jockenhöfer, F., Gollnick, H., Herberger, K. (17.November 2016). Der W.A.R. Score bei Patienten mit chronischen Beinulzera: Ergebnisse einer multizentrischen Studie.

Abgerufen von: https://www.icwunden.de/wundwissen/fachinfos-liste/detail/der-war-score-bei-patienten-mit-chronischen-beinulzera-ergebnisse-einer-multizentrischen-studie.html [Abgerufen am: 23.02.2021, 19:59 Uhr]

 

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