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Leiden vermeiden: 5 Säulen zur Prävention des DFS

DFS

Bedeutung der Prävention  

Das Diabetische Fußsyndrom (DFS) ist ein Leiden mit zahlreichen Facetten und gravierenden Folgen: Betroffene leiden an schlecht heilenden Wunden an Beinen und Füßen, die mit möglichen Deformationen des Fußskeletts, Amputationen, Einschränkungen der Mobilität und Lebensqualität, psychischen Belastungen und hohen Kosten für das Gesundheitssystem einhergehen. Ferner ist eine Fußulzeration selten ein einmaliges Ereignis: Studien zufolge beträgt die Rezidivrate von diabetischen Fußläsionen 70 % nach einem Zeitraum von 5 Jahren, begleitet von einer Amputationsrate von 12 % und einer um 21 % verringerten Überlebensrate.1 

Aus diesen Gründen spielt nicht nur die Therapie, sondern vor allem auch die Prävention erster und wiederholter Fußläsionen eine wichtige Rolle im Management des DFS.

5 Säulen der Prävention

Die internationale Konsensus-Empfehlung zur Reduktion der Prävalenz des DFS um bis zu 50 % ist aus 5 Säulen aufgebaut:

1. Regelmäßige Inspektion und Untersuchung der Füße sowie des Schuhwerks

Die regelmäßige Untersuchung von Füßen und Schuhwerk (siehe hierzu Punkt 4) ist von entscheidender Bedeutung für die Früherkennung und Vermeidung von DFS-Läsionen. Die Füße von Diabetespatienten sind vom Arzt auf neu aufgetretene Schwielen und Rötungen hin zu untersuchen. Dabei ist die verantwortungsvolle Einbindung des Patienten für eine erfolgreiche Prävention unerlässlich: Diabetiker sollten ihre Füße einmal am Tag begutachten und auf mögliche Veränderungen untersuchen (zur damit einhergehenden Schulung siehe auch Punkt 3). 

2. Identifikation von Hochrisikopatienten

Die Kategorisierung von Hochrisikopatienten korreliert mit dem realen Läsionsrisiko und ist nach Leitlinienempfehlung eine sinnvolle Maßnahme zur Prävention von Fußläsionen. Das strukturierte Screening sollte mindestens einmal jährlich durchgeführt werden und umfasst die Aspekte:

  • Erfassung von Fußdeformitäten (inklusive Limited Joint Mobility, LJM)
  • Pulspalpation
  • Anamnese vorausgegangener Läsionen und Amputationen
  • Neuropathie-Screening mittel 10g Monofilament oder 128 Hz-Stimmgabel sowie Verwendung des Neuropathie Disability Scores
  • Abklärung einer eingeschränkten Durchblutung, die Hinweis sein könnte auf zukünftige Wundheilungsstörungen sowie ein erhöhtes Amputationsrisiko

 

3. Schulung von Patienten, Familienangehörigen und Mitarbeitern des Gesundheitswesens

Die Schulung des Patienten zur Selbstuntersuchung und Fußpflege ist eine wichtige (und kurzfristig wirksame) Maßnahme, um die Prävalenz diabetischer Fußulzera und von Amputationen zu verringern. Das gilt insbesondere für Hochrisikopatienten. Im Mittelpunkt einer effektiven Patientenschulung steht die Vermittlung von praktischen Fähigkeiten und Verhaltensweisen (z.B.: Wie schneide ich meine Zehennägel? Aber auch: Wieso ist es notwendig, meinen Blutzucker einzustellen? Oder: Wieso muss ich meine regelmäßigen Arztbesuche einhalten?), die gewährleisten, dass die Maßnahmen angemessen und zuverlässig umgesetzt werden. Eine individuelle Schulung des Diabetespatienten, in die auch die Angehörigen  mit einbezogen werden, ist aus Expertensicht der erfolgversprechendste Ansatz. Präzise und gut verständliche Anleitungen (Checklisten) können dabei ein hilfreiches Praxistool sein.

Selbstverständlich sollte zur erfolgreichen Prävention von DFS-Läsionen das Praxispersonal ebenfalls stets auf dem neusten Stand geschult sein. 

4. Geeignetes Schuhwerk

Auslöser der meisten diabetischen Fußulzera ist schlecht sitzendes oder nicht getragenes Schuhwerk. Die Verordnung geeigneter Schuhe – das meint bei Diabetikern im Wesentlichen ausreichend Platz im Schuh und eine Fußbettung mit gleichmäßiger Druckverteilung sowie die regelmäßige Kontrolle der Schuhe auf Materialverschleiß, inklusive Druckmessung der Bettungen im Schuh, sind wichtige prophylaktische Interventionen zur Primär-, Sekundär- und Tertiärprävention des DFS. 

5. Behandlung sonstiger krankhafter Veränderungen des Fußes

Eine weitere wesentliche Bedeutung in der Läsionsprophylaxe kommt der Reduktion unmittelbarer Risikofaktoren für Fußläsionen zu. Dazu gehören: 

  • Sicherstellung einer verletzungsfreien Fußpflege 
  • regelmäßige Entfernung von Hornhautschwielen durch Fachpersonal 
  • ggf. prophylaktische chirurgische Eingriffe (z.B. Achillessehnenverlängerung beim Ballenhohlfuß oder Sehnendurchtrennungen bei Krallenzehen) zur Verminderung des Langzeitrisikos für Ulzera und Amputationen

Darüber hinaus werden ggf. auch Maßnahmen der Revaskularisation, eine frühzeitige Behandlung weiterer, disponierender Erkrankungen (Tinea pedis, Onychomykose, Nageldeformitäten und Paronychien) sowie eine psychosoziale Betreuung des Patienten zur DFS-Prophylaxe empfohlen.

Referenzen

  1. Apelqvist J, Larsson J, Agardh CD. Long-term prognosis for diabetic patients with foot ulcers. J Int Med 1993;233:485-491, Evidenzklasse III 
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