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Debridement – viele Möglichkeiten für jeden Wundtyp (Teil 2)

Debridement

In unserem letzten Artikel haben wir Ihnen bereits das mechanische Debridement mit den Methoden durch Gaze-Verbände und dem Monofilamentfaser-Pad sowie das autolytische Debridement vorgestellt. In dem folgenden Artikel werden weitere Möglichkeiten des Debridements besprochen. Dabei handelt es sich um:

•          Enzymatisches Debridement

•          Biologisches Debridement

•          Chirurgisches Debridement

•          Technische Lösungen

 

Enzymatisches Debridement

Eine weitere, spezielle Form des Wunddebridements ist das enzymatische Debridement mit Gelen und Salben, die topisch aufgetragen werden und proteolytische Enzyme enthalten. Diese Salben wirken synergetisch mit körpereigenen Enzymen zusammen. Eine Anwendung dieser Methode kommt in Frage, wenn bei Wunden ein mechanisches Debridement nicht möglich oder kontraindiziert ist, wie bei Patienten mit Gerinnungsstörungen. Wichtig ist, dass der Wundgrund bei der Anwendung des enzymatischen Debridements immer ausreichend feucht ist, denn dies gewährleistet die Funktion der Enzyme. Das enzymatische Debridement stellt somit eine einfache und sichere Anwendung dar, ist aber nicht für trockene Wunden geeignet. Auch können die Produkte Reizungen der Wundumgebung hervorrufen und zu Entzündungen führen.

 

Biologisches Debridement

Das biologische Debridement häufig auch als Madentherapie bezeichnet basiert auf unter sterilen Bedingungen gezüchteten Maden. Diese werden in das nekrotische Gewebe oder in belegte Wunden eingebracht und üben dort auf verschiedenen Ebenen ihre Wirkung aus: 1) Debridement – die Maden ernähren sich von nekrotischem Gewebe und Exsudat aus der Wunde und entfernen so selektiv avitales Gewebe. 2) Abtöten von Bakterien – die Maden sondern Sekrete ab, die die bakterielle Aktivität inhibieren. 3) Anregung der Heilungsprozesse – die Bewegungen der Maden regen die Exsudatsproduktion an, was zu einer besseren Durchspülung führt. Zudem enthält das Sekret der Larven auch alkalische Komponenten, die den ph-Wert der Wunde ändern und so Wachstumsfaktoren stimulieren, die Sauerstoffversorgung verbessern und die Wundheilung fördern. Als kostengünstige Alternative bekämpft das biologische Debridement außerdem Infektionen und Gerüche. Sie ist jedoch nicht bei Wunden mit freiliegenden Blutgefäßen geeignet und es muss sichergestellt werden, dass die Larven nicht in die Wunde eingeschlossen werden. Häufig wurden auch Schmerzen beobachtet, die auf die Bewegungen der Maden zurückzuführen sein könnten.

 

Chirurgisches Debridement

Dieses Verfahren wird unter Teil- oder Vollnarkose mit verschiedenen chirurgischen Instrumenten durchgeführt. Allerdings wird empfohlen, sie nur in Erwägung zu ziehen, wenn andere Methoden unwirksam sind oder ein schnelles Eingreifen erforderlich ist. Das chirurgische Debridement ist bei festem nekrotischen Gewebe und einer Wunde mit klaren Grenzen zwischen vitalem und abgestorbenen Gewebe indiziert. Da es ein invasives Verfahren ist, sind bestimmte Qualifikationen zur Durchführung notwendig und eine angemessene Ausstattung (und Räume) erforderlich. Sterile Bedingungen sind dabei von höchster Wichtigkeit. Vorteil des chirurgischen Debridements ist vor allem die Schnelligkeit der Entfernung des avitalen Gewebes. Es ist für alle Wundtypen geeignet, sollte aber mit Vorsicht eingesetzt werden. Das chirurgische Debridement ist nicht selektiv und birgt somit das Risiko einer zu starken Exzision, die möglicherweise zu einer verzögerten Heilung führt.

 

Technische Lösungen

Zu den technischen Lösungen zählen die Hydrochirurgie, die Unterdruck-Wundtherapie oder die Ultraschalltherapie. Bei der Hydrochirurgie steht die Entfernung von Fremdkörpern, Detritus und anderen losen Wundbelägen durch Spülung im Fokus. Auch die Unterdruck-Wundtherapie entfernt Sekrete und Flüssigkeiten aus der Wunde. Außerdem reduziert sie Ödeme, erhöht den lokalen Blutfluss und verringert das Risiko einer Kontamination. Bei unkontrollierten Infektionen oder nekrotischem Gewebe in der Wunde ist die Unterdruck-Wundtherapie jedoch kontraindiziert.

Eine weitere technische Lösung ist das chirurgische Schneiden mittels Ultraschall. Auch hier ist ein gutes Fachwissen von elementarer Bedeutung. Denn je nach Frequenz und Intensität der Energie des Ultraschalls können inaktive Proteine und Zellkörper angegriffen und gesunde Strukturen zerstört werden.

Die vielen unterschiedlichen Debridement-Techniken ermöglichen die Behandlung für jegliche Arten von akuten und chronischen Wunden. Welche Methode die beste ist, muss immer abhängig vom einzelnen Patientenfall entschieden werden.

 

Referenzen

Strohal, R., Apelqvist, J., Dissemond, J. et al. EWMA Document: Debridement. J Wound Care. 2013; 22 (Suppl. 1): S1-S52.

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