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MRSA – Sind Infektionen bald nicht mehr behandelbar?

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Bakterielle Infektionen, die nicht geheilt werden können. Was wie ein Albtraum klingt, kann durch den uneingeschränkten Einsatz von Antibiotika Wirklichkeit werden. Erreger wie Staphylococcus aureus entwickeln Resistenzen und können nur noch schwer behandelt werden. Besonders im Fall chronischer Wunden ein ernstzunehmendes Gesundheitsrisiko. [2]

Die Entwicklung von Resistenzen ist ein großes Problem bei der Bekämpfung von bakteriellen Infektionen mit Hilfe von Antibiotika. Tritt eine Infektion mit resistenten Bakterien auf, sind diese zwar nicht infektiöser, aber erheblich schwieriger zu behandeln, als nicht-resistente Vertreter, da viele Antibiotika nicht mehr wirksam sind. Oft kann in diesem Fall der Wechsel des Antibiotikums Abhilfe schaffen. Treten allerdings Resistenzen gegenüber verschiedenen Antibiotika auf, erschwert dies die Bekämpfung deutlich.

Die resistenten Formen des Bakteriums Staphylococcus aureus werden mit der Abkürzung MRSA bezeichnet, welche speziell für den Methicillin-resistenten Staphylococcus aureus steht. Zusätzlich ist die Bezeichnung Multi-resistenter Staphylococcus aureus als Bezeichnung für S. aureus-Keime gebräuchlich, welche auf die Resistenzen gegen eine Vielzahl an Antibiotika verweist. MRSA können durch das sonst gängige Antibiotikum Methicillin oder durch viele andere Antibiotika nicht mehr bekämpft werden. [1]

In einem Großteil der chronischen Wunden finden sich resistente Erreger, weshalb Patienten mit chronischen Wunden von vornherein als Risikopatienten einer MRSA-Infektion gelten. Daher werden sie in vielen Einrichtungen bei einer stationären Aufnahme oder einer ambulanten Behandlung auf MRSA-Besiedelung gescreent. Eine Dekolonisation ist bei Wunden deutlich anspruchsvoller, als die Bekämpfung der MRSA-Bakterien auf intakter Haut. [2]

Die größte Herausforderung neben der Behandlung ist es, eine Infektion mit multiresistenten Bakterien von vornherein zu verhindern. Hierzu werden Vorsichtsmaßnahmen angewandt, wobei die Einhaltung von Hygienevorschriften zu den wirksamsten Maßnahmen gehört. [3] Neben den Regelungen zur Hygiene kann auch die präoperative Dekolonisation von Staphylococcus aureus ein kostengünstiges Mittel sein, um Infektionen zu verhindern. Unter Kolonisation mit MRSA versteht man dabei, dass sich die Erreger auf der Haut des Patienten befinden, jedoch nicht zum Ausbruch einer Erkrankung führen. Bei der Dekolonisation werden diese Erreger und das Risiko, dass sie durch Eindringen über defekte Haut oder Schleimhäute eine Infektion zur Folge haben, bestmöglich entfernt. [3] Dies wurde durch verschiedene Studien bestätigt, in denen die Infektionsrate nach einer Dekolonisationstherapie gesenkt werden konnte. Ein systematischer Review aus 2013 zeigt, dass die Infektionsrate von MRSA durch eine vorherige Dekolonisation um 29-149% gesenkt werden konnte. [4]

 

Was tun bei einer Infektion mit MRSA? [1]

Im Falle einer Infektion mit MRSA sollte umgehend eine Sanierung eingeleitet werden.

Das Personal sollte umfangreich geschult sein und generell auf folgende Hygienemaßnahmen achten, um die Ausbreitung von Infektionen zu verhindern:

  • Hygienische Händedesinfektion
  • Tragen eines Schutzkittels, eines mehrlagigen Mund- und Nasenschutzes und von Schutzhandschuhen während der Sanierung
  • Handschuhwechsel und Mundschutzwechsel nach der Sanierung

Für die Patienten gelten folgende Anweisungen: Alle Maßnahmen sollten fünf Tage lang nach folgendem Schema durchgeführt werden:

  • 3-mal tägliche Applikation einer antibakteriellen Nasensalbe in beide Nasenvorhöfe
  • 3-mal tägliche Mundpflege, Mund-Rachen-Spülungen und Behandlung der eigenen Zahnpflegemittel mit einem für die Schleimhaut geeigneten Antiseptikum
  • 1-mal tägliche Dekontamination von Haut und Haaren mit einem Dekontaminationsmittel
  • Während der fünf Sanierungstage sollte auf Deo-Roller, Make-Up, Hautpflegemittel etc. verzichtet werden

Um eine Rekontamination zu verhindern, ist es unbedingt nötig, die verwendeten Utensilien nach der Sanierung zu desinfizieren. [1] Zusätzlich sollte der Patient täglich die Bettwäsche wechseln und benutzte Handtücher sofort reinigen.

 

Der Einfluss der Infektion auf die Wundversorgung

Besonders bei Patienten mit chronischen Wunden werden resistente Erreger zum Problem. Tritt eine Infektion auf, hindern die Erreger die Heilung der Wunde und können sich im Wundmilieu uneingeschränkt vermehren. Eine hygienische Behandlung ist daher unerlässlich.

Neben sterilen Behandlungsmitteln, Dekolonisation und täglicher Wundreinigung muss auch die Wirkung der Wundauflage beachtet werden. Wundauflagen mit dem antimikrobiellen Wirkstoff Polihexanid können eine MRSA Infektion eindämmen. Diese Wundauflagen schaffen zusätzlich durch Exsudatmanagement ein physiologisches Wundmilieu. Auch durch eine Behandlung mit Verbänden, die Silberionen enthalten, kann eine antimikrobielle Wirkung erzielt werden.

 

Achtsamkeit in der Praxis

Um vor weiteren Infektionen zu schützen, wurde 2015 vom Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe ein 10-Punkte-Plan aufgestellt, der sich mit Herausforderungen und notwendigen Schritten zur Verhinderung der Ausbreitung von MRSA auseinandersetzt. Darin finden sich verschiedene Aspekte, die dazu beitragen sollen, die Hygienestandards und –qualität in beteiligten Einrichtungen zu verbessern. Auch Punkte, die die Notwendigkeit verstärkter Forschung in diesem Bereich verdeutlichen oder solche, die die bessere Schulung des medizinischen Personals in dieser Hinsicht fordern, sollen in Zukunft umgesetzt werden. Außerdem ist Teil des Plans, die Gesundheitspolitik zur Bekämpfung der Antibiotika-Resistenzen anzupassen. Jeder nachgewiesene Erreger soll  dadurch meldepflichtig werden. Besonders durch große Herausforderungen, wie begrenzte finanzielle Mittel, die Anpassung der Infrastruktur in Krankenhäusern zur Umsetzung dieser Aspekte, oder zu wenig Personal wird die Umsetzung aller Punkte noch viel Zeit in Anspruch nehmen. [5]

 

Fazit:

Infektionen mit MRSA stellen ein erhebliches Risiko im Umfeld medizinischer Einrichtungen dar. Um die Verbreitung der Erreger zu verhindern, sind Hygienevorschriften und deren strenge Einhaltung essenziell. Zudem sollten weitere Regelungen wie Schulung von Personal und Patient, allgemeine Aufklärung sowie einheitliche Umsetzung in den Vordergrund rücken. Bei Wunden, die mit MRSA kolonisiert sind, ist ein tägliches Debridement und eine Versorgung mit antimikrobiellen Wundauflagen mit Polihexanid oder Silberionen sowie ein adäquates Exsudatmanagement essenziell.

 

Referenzen:

[1] Kröger et al. Sanierung von Patienten mit MRSA-Nachweis im häuslichen Umfeld; Wund Management 2015;9(3):94-96.

[2] Pflege- I care. Georg Thieme Verlag KG. 2015; 317.

[3] Empfehlungen zur Prävention und Kontrolle von Methicillin-resistenten Staphylococcus aureus Stämmen (MRSA) in medizinischen und pflegerischen Einrichtungen: Empfehlung der Kommission für Krankenhaushygiene und Infektionsprävention (KRINKO) beim Robert Koch-Institut. Bundesgesundheitsbl. 2014;57(6):696-732.

[4] Verhoeven et al. Staphylococcus aureus screening and decolonization in orthopaedic surgery and reduction of surgical site infections, Clin Orthop Relat Res. 2013:471:2367-2371.

[5] A. Schwarzkopf, Der 10-Punkte-Plan zur Bekämpfung resistenter Erreger- Ein Kommentar aus der Praxis; Wund Management 2015;9(3):107-109.

 

Weiterführender Link zu Staphylococcus Aureus:

https://www.hygiene-in-practice.com/de/patho/staphylococcus-aureus-inkl-mrsa-vrsa/

 

Bildquelle: © shutterstock

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